Für die Zusammenstellung der richtigen medikamentösen Therapie bei Asthma, wird häufig mit einer Stufentherapie gearbeitet. Über die Asthma-Stufentherapie kann der Arzt besser einschätzen, wie der Patient auf die einzelnen Wirkstoffe reagiert.
Schon gewusst?
Was verbirgt sich hinter der Asthma Stufentherapie?
In der Regel ist bei einem bestehenden Asthma eine langfristige Behandlung notwendig (s. auch Asthma Medikamente – Behandlung von Asthma bronchiale). Damit diese an den Patienten angepasst werden kann, wird mit einem Stufenplan gearbeitet. Dieser Stufenplan wurde durch die Nationalen Versorgungsleitlinien geprüft und akzeptiert. Die Therapie setzt sich aus fünf Stufen zusammen. Diese enthalten Therapieempfehlungen für die Medikamente.
Begonnen wird mit einem sanften Einstieg, über die einzelnen Stufen gibt es dann eine Steigerung der Intensität. Dabei gibt es Unterschiede. Je nach Plan wird entweder die Dosierung eines ausgewählten Medikamentes erhöht oder aber ein weiterer Controller eingenommen.
Der zusätzliche Controller kommt normalerweise nur dann zum Einsatz, wenn sich keine Besserung beim Asthma zeigt. Die Leitlinie wird für die folgenden Bereiche eingesetzt:
- Zusammenstellung einer langfristigen Behandlung von Asthma
- Überprüfung einer bereits bestehenden Therapie bei Asthma
- Herabsetzung oder auch Erhöhung von derzeit eingenommenen Medikamenten
Die einzelnen Stufen in der Therapie
Für jeden Patienten ist es empfehlenswert, sich umfangreich über die Asthma Stufentherapie zu informieren. Die einzelnen Stufen erhalten eine Zuordnung der Medikamente und Dosierungen:
- 1. Stufe
Die erste Stufe wird eingesetzt, wenn es zu zeitweiligen Beschwerden kommt. Diese sollten nicht mehr als einmal bis zweimal pro Woche auftreten. Bei dieser Stufe wird noch nicht mit einer Dauertherapie gearbeitet. Es kann jedoch möglich sein, dass der Arzt mit Corticosteroiden beginnt, die eine sehr niedrige Dosis haben. - 2. Stufe
Es kommt mehrmals die Woche zu Beschwerden. In diesem Fall wird der Arzt erst einmal mit einem Pulver oder einem Spray arbeiten, das die Symptome lindern soll. Eine regelmäßige inhalative Anwendung von gering dosierten Corticosteroiden ist empfohlen. Zudem kann es bei einigen Fällen sinnvoll sein, mit Leukotrienrezeptorantagonisten zu arbeiten. - 3. Stufe
Die Beschwerden beim Patienten lassen sich nicht vermindern, auch wenn nach den Vorgaben von Stufe 2 das Medikament eingesetzt wird. Es wird nun mit einer Dauertherapie begonnen, die sich aus langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika sowie niedrig dosierten Corticosteroiden zusammensetzt. Auch die ausschließliche Gabe von mittel dosierten Corticosteroiden ist möglich. In Ausnahmefällen ist es möglich, dass ein langwirkendes Anticholinergikum kombiniert wird. - 4. Stufe
Auch im Rahmen der Medikamenteneinnahme nach Stufe 3 zeigt sich keine Verbesserung bei den Beschwerden. Eine Linderung ist nicht abzusehen. In dieser Stufe liegt die empfohlene Behandlung bei einer Steigerung der Corticosteroide. Nicht gesteigert wird das Beta-2-Sympathomimetikum. Es ist jedoch eine Ergänzung mit einen langwirkenden Anticholinergikum möglich. Auch in dieser Stufe sind weitere Behandlungsmöglichkeiten vorgesehen, wenn ein begründeter Fall vorliegt.
Hierbei handelt es sich um eine Anpassung der Corticosteroide auf eine mittlere bis hohe Dosierung. Zusätzlich dazu können sowohl Beta-2.Sympathomimetika und auch Leukotrienrezeptorantagonisten eingenommen werden. Alternativ dazu ist die Gabe von einen langwirkenden Anticholinergikum möglich. - 5. Stufe
Die letzte Stufe der Asthma Stufentherapie betrifft andauernde Beschwerden, bei denen die Behandlung der vorhergehenden Stufen keine Verbesserung gezeigt hat. Ergänzend zu den Medikamenten, die in Stufe 4 angepasst wurden, können jetzt Anti-IL5-Antikörper oder auch Anti-IgE-Antikörper gegeben werden. Ebenfalls empfohlen wird die zusätzliche Anamnese durch einen Pneumologen. Dieser sollte umfangreiche Erfahrungen in der Behandlung von Asthma haben. Möglich ist in dieser Stufe auch eine Gabe der oralen Corticosteroide.
Die Asthma Stufentherapie basiert auf der langfristigen Behandlung. Bei Asthma sind jedoch auch die akuten Anfälle zu berücksichtigen. Hier greift der Plan nicht. Stattdessen steht im Fokus, schnell zu reagieren und dafür zu sorgen, dass die verengten Bronchien wieder geweitet werden. Es wird mit kurzfristig wirkenden Inhalationsmedikamenten gearbeitet.
Übersicht über die Wirkstoffe in der Asthma Stufentherapie
In der Asthma Stufentherapie werden verschiedene Wirkstoffe in unterschiedlichen Dosierungen eingesetzt. Auch hier ist es für den Patienten von Vorteil, wenn er sich mit den Wirkstoffen beschäftigt. Eine Aufklärung durch den Arzt sowie Nachfragen helfen dabei, den Stufenplan zu verstehen.
Einsatz von Beta-2-Sympathomimetika
Bei diesen Wirkstoffen wird unterschieden zwischen schnellwirkenden und langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika. Die schnellwirkende Variante wird bei einem akuten Anfall eingesetzt. Sie sorgt dafür, dass sich die Bronchien erweitern und Betroffene wieder besser atmen können.

Bei langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika wird der gewünschte Effekt nicht nur kurzfristig, sondern über einen Zeitraum von mehreren Stunden erzielt. Daher finden vor allem diese Anwendung im Stufenplan (s. auch Salmeterol vs. Salbutamol – Vergleich der Wirkstoffe).
Unser Tipp!
Corticosteroide
Corticosteroide sind ein Wirkstoff, der über eine Inhalation aufgenommen wird. Es handelt sich dabei um einen vergleichbaren Effekt, den auch Cortison erzielen kann. Eingesetzt werden Corticosteroide, damit Entzündungen in den Bronchien verhindert oder gelindert werden.
Anticholinergikum
Das langwirkende Anticholinergikum wirkt sich ebenfalls auf die Bronchien aus und sorgt dafür, dass sich diese entspannen können. Für den Betroffenen bedeutet dies, dass sich die Atemnot verringert und die Atmung deutlich entspannter durchgeführt werden kann.
Leukotrienrezeptorantagonisten
In den weißen Blutkörperchen entstehen bei Betroffenen Leukotriene. Diese werden durch die Einnahme von Leukotrienrezeptorantagonisten gehemmt. Patienten, die unter Asthma leiden, haben dadurch ein geringeres Maß an Entzündungen. Zudem kommt es zu atmungserweiternden Effekten.
Anti-IL5-Antikörper
Die Anti-IL5-Antikörper sind dafür zuständig, gegen eosinophile Granulozyten vorzugehen. Diese sind unter anderem mit dafür verantwortlich, dass es zu Entzündungsreaktionen im Körper kommt. Durch die Einnahme von Anti-IL5-Antikörper werden diese Reaktionen gehemmt.
Anti-IgE-Antikörper
Asthma wird unter anderem durch allergische Reaktionen hervorgerufen. Durch die Einnahme von Anti-IgE-Antikörper wird das sogenannte Immunglobuli E blockiert. Dieses ist unter anderem ein Auslöser für die Entstehung von allergischen Reaktionen im Körper.
Durch eine Langzeittherapie soll dafür gesorgt werden, dass die Bronchien nicht mehr starke empfindlich auf allergische Reaktionen agieren. Dadurch lassen sich die Symptome auf die Dauer lindern.
Wie sieht der zeitliche Plan der Asthma Stufentherapie aus?
Begonnen wird mit dem Stufenplan dann, wenn der Arzt Asthma beim Patienten festgestellt hat. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es verschiedene Grade beim Asthma gibt. Um herauszufinden, welchem Grad der Patient zugeordnet werden kann, muss dieser normalerweise ein Asthma-Tagebuch führen.
Auf diese Weise kann der Arzt feststellen, ob der Patient ein kontrolliertes, ein teilweise kontrolliertes oder ein unkontrolliertes Asthma hat.
Eine Anpassung der Stufentherapie erfolgt immer individuell und nach Absprache mit dem Arzt. Grundsätzlich gibt es jedoch folgende Anhaltspunkte, die eine Grundlage für den Einsatz der nächsten Stufe bilden:
- Die Behandlungsstufe wird seit vier Wochen eingesetzt und es zeigen sich nur geringe oder auch gar keine Verbesserungen beim Patienten.
- Die Behandlungsstufe schlägt an, allerdings hat der Patient nach wie vor Symptome.
- Bei einer Anwendung von 12 Wochen zeigt eine Kontrolle positive Ergebnisse. In dem Fall ist darüber nachzudenken, die Dosierung der Medikamente nach unten zu regulieren.
Weitere Informationen zu Asthma sind verfügbar:
- Richtig inhalieren bei Asthma und COPD – so funktioniert es
- Cannabis gegen Asthma – Kann das Mittel Asthmatikern helfen?
- Die unterschiedlichen Asthma-Arten im Überblick
- Asthma cardiale – Definition, Symptome und Behandlung
- Nicht-allergisches (intrinsisches) Asthma erkennen und behandeln
- Asthma oder COPD? Das sind die Unterschiede der Krankheiten
Einstufung durch Fragen vornehmen
Damit der Arzt eine optimale Einstufung des Patienten vornehmen kann, wird er dem Betroffenen mehrere Fragen stellen. Die Antworten auf die Fragen basieren auf einem Zeitraum von vier Wochen. Das heißt, der Patient muss darauf achten, welche Symptome sich in den letzten vier Wochen gezeigt haben. Die Fragen sind:
- Verspüren Sie mehr als zweimal innerhalb einer Woche Symptome am Tag?
- Ist es notwendig gewesen, mehr als zweimal innerhalb einer Woche auf Bedarfsmedikamente zurückzugreifen?
- Sind Sie in einigen Nächten durch das Asthma aufgewacht?
- Konnten Sie Aktivitäten durch das Asthma nicht oder nicht vollständig durchführen?
Wenn der Patient keine der Fragen mit einem „ja“ beantwortet, wird von einem kontrollierten Asthma gesprochen. Sind bis zu zwei Kriterien erfüllt, erfolgt die Einstufung in ein teilweise kontrolliertes Asthma. Darüber hinaus wird von einem unkontrollierten Asthma gesprochen.
Ziel der Asthma Stufentherapie ist es, durch die Einstellung auf Medikamente ein kontrolliertes Asthma zu erzielen, das den Betroffenen möglichst wenig in seinem Alltag einschränkt. Unabhängig davon, auf welcher Stufe begonnen wird, ist sowohl eine Steigerung als auch eine Reduzierung immer langsam durchzuführen.
Ausgehend vom aktuellen Stand darf weder nach oben noch nach unten eine Stufe ausgelassen werden, da es sonst zu einer Verschlimmerung kommen kann.
Verwandte Artikel rund um Salbutamol:
Quellen
- Wie wird Asthma behandelt. Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). URL: lungeninformationsdienst.de
- Asthma. In: Apotheken Umschau: Gesundheits-Tipps und Infos zu Medizin, Krankheiten, Therapien, Laborwerten und Medikamenten. URL: apotheken-umschau.de
- Asthma Therapie, In: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. URL: lungenaerzte-im-netz.de
- Untersuchung zu Wirksamkeit und Verträglichkeit der Dauertherapie eines Langzeit-Beta-2-Sympathomimetikums als Pulverinhalator. Gabrile Oepen; 2010; Medizinische Fakultät der Universität Bonn. URL: hss.ulb.uni-bonn.de
- J. Beier: Bronchodilator effects of indacaterol and formoterol in patients with COPD. In: Pulmonary Pharmacology & Therapeutics. 22(6), Dec 2009, S. 492–496.
- Bedarfsmedikation (Reliever).. Gesellschaft für Pneumonomie und Beatmung. URL: lungenaerzte-im-netz.de